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Eine Frau zeigt zwei etwa fünfjährigen Mädchen, wie Kohlrabi-Pflanzen ins Gemüsebeet gesetzt werden. In den Händen hält sie Erde.

Mehr Wertschätzung für den Gemüseanbau: Acker e.V. vermittelt Kita- und Schulkindern so viel mehr als Pflanzenwissen.

Erleben

Acker e.V.: Viel mehr als nur Gemüse ernten

Mit der Aktion #ZusammenBesser wollen die Bürgerwerke Menschen zeigen, die sich in Vereinen und Initiativen zusammentun. Gemeinsam schaffen sie, was für Einzelne unmöglich ist. Heute stellen wir Ihnen Acker e.V. vor. Der gemeinnützige Verein Acker unterstützt Schulklassen, Kitagruppen und Nachbarschaften beim gemeinsamen Gärtnern. Was auf dem Acker gelernt wird, geht aber weit über Pflanzenwissen hinaus.

Ann-Sophie Hennevon Ann-Sophie Henne
28.08.2025

Kinder und Jugendliche verbringen heute immer weniger Zeit in der Natur. Dadurch fehlt häufig der Bezug zu Lebensmitteln – und damit auch die Wertschätzung für die Zeit und Arbeit, die in der Lebensmittelproduktion stecken. In Deutschland werden pro Bundesbürger:in und Jahr im Durchschnitt 78 Kilogramm an Lebensmitteln weggeworfen. Damit entsteht in privaten Haushalten der mit Abstand größte Anteil von Lebensmittelabfällen.

Der gemeinnützige Verein Acker möchte die Wertschätzung für Natur und Lebensmittel wieder steigern. „Unser Ziel ist, dass jedes Kind in Deutschland bis 2030 die Möglichkeit hat, in seiner Kita oder Schule den Gemüseanbau selbst zu erleben und dadurch ein tieferes Verständnis für Lebensmittel und die Natur zu entwickeln“, so Saskia Sefranek. Sie ist eine der Geschäftsführerinnen des Vereins und verantwortet die Felder Systemwandel und Entwicklung.

Drei Personen stehen draußen auf einem Feld in Jacken und zeigen lächelnd, was sie gerade auf dem Feld geerntet haben.

Aus Energie in Gemeinschaft wird Gemüse: Das Team von Acker e.V. zeigt die Ernte.

„Systeme ändert man nur gemeinsam“

Ohne Gemeinschaftsenergie, so Sefranek, kämen sie bei Acker absolut nicht aus. Der Verein, der 2014 von Christoph Schmitz, Julia Krebs und Johanna Lochner gegründet wurde, zählt heute 200 Mitarbeitende und 420 Ehrenamtliche. Hinzu kommen Partner:innen, die das Vorhaben des Vereins fördern, sowie die Pädagog:innen, die in Kitas und Schulen mit den Kindern gemeinsam das Gemüse auf dem Acker anpflanzen.

Die vielfältigen Acker-Angebote richten sich an Menschen jeden Alters. In der GemüseAckerdemie und dem AckerRacker-Programm bauen Kita- und Schulkinder unter pädagogischer Anleitung ihr eigenes Gemüse an. Für Erwachsene gibt es die AckerCompany. Diese bringt Gemüsebeete ins Homeoffice, ins Büro, in die Nachbarschaft oder in Pflegeeinrichtungen.

Doch Acker e.V. hat ein noch größeres Ziel: Alle Kinder sollen einmal im Leben im Rahmen ihrer Kita- oder Schullaufbahn Gemüseanbau erfahren können. Das kann nur in Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Partner:innen erreicht werden. „Systeme verwandelt man nur gemeinsam. Ein wichtiger Hebel ist deshalb die Ausbildung von Pädagog:innen“, so Sefranek. Dazu wurde die CampusAckerdemie ins Leben gerufen. Das Ziel des Hochschulprogramms: „Wir wollen den Pädagog:innen noch in der Ausbildung eine Toolbox mitgeben, damit sie uns später an ihren Lernorten vielleicht gar nicht mehr brauchen, um einen Acker oder einen Gemüsegarten anzulegen.”   

Gemeinsam ackern, gemeinsam wachsen

Das Motto der Bürgerwerke-Aktion #ZusammenBesser zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit des Vereins. „Überall da, wo wir ackern, ackern wir in Gemeinschaft. Sei es im Klassenverbund oder in der Nachbarschaft oder in unserem eigenen Team”, so Sefranek. Die Wirkung ihrer Arbeit geht dabei weit über reine Gemüsekenntnisse hinaus: „Indem Menschen den Anbau von Lebensmitteln mit den eigenen Händen erfahren, merken sie, was da alles an Energie hineinfließt. Da ist natürlich der hohe Aufwand, aber sie erleben auch, wie viel Spaß es machen kann, wenn man gemeinsam ackert.” 

Eine Frau mit braunen Haaren und offenem, zugewandten Gesicht lächelt in die Kamera

Saskia Sefranek ist Vorständin von Acker e.V.

„Kinder, die gemeinsam ackern, erleben nicht nur ein tieferes Verständnis für Lebensmittel, sondern auch eine gesteigerte Selbstwirksamkeit und einen gestärkten Gemeinschaftssinn. Wenn Kinder am Acker Verantwortung übernehmen, schaffen wir Erfahrungen, die weit über das Gemüsebeet hinauswirken.” 

Bildung, die Wurzeln schlägt

Um die Wirkung der Bildungsprogramme messbar zu machen, prüft der Verein seine Programme ständig. Die Ergebnisse werden jährlich in Form eines Wirkungsberichts veröffentlicht, während in einem Hintergrundpapier die verwendeten Methoden und Instrumente erklärt werden. So entwickelten im Jahr 2024 mit der GemüseAckerdemie 59 % der Schüler:innen mehr Wertschätzung und Interesse für Gemüse – und 58 % der teilnehmenden Kinder aßen danach mehr Gemüse als zuvor. „Da sagte dann zum Beispiel ein Elternteil zu einer Lehrkraft: Seit es den Schulgarten gibt, isst mein Sohn Salat!”, erinnert sich Sefranek.

Aber das ist nicht alles. Über die Hälfte der Schüler:innen entdeckten beispielsweise im Laufe der Zeit ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten auf dem Acker und trauten sich schließlich sogar zu, selbstständig Gemüse anzubauen. Beinahe genauso viele gaben an, dass sich durch die Ackerarbeit die Beziehung zu ihren Mitschüler:innen verbessert hat. Sie lernten, sich abzusprechen, halfen sich unaufgefordert und arbeiteten zielgerichtet zusammen. 

Fünf Menschen, ein Mann und vier Frauen, nehmen an einer Podiumsdiskussion teil. Alle halten Mikros.

Beim AckerFestival geht es um Veränderung: Wie finden wir gemeinsam Lösungen für gesellschaftliche Probleme?

AckerFestival: Veränderung vorantreiben

Ein besonderes Highlight im Acker-Jahr 2025 ist das AckerFestival, das am 10. und 11. September in Berlin stattfindet. Unter dem Motto Fair Play soll mit Akteur:innen aus Bildung, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft verhandelt werden, was es für die Gestaltung unserer Zukunft benötigt. Das diskutieren zum Beispiel die Transformationsforscherin Maja Göpel und der Autor Marc Uwe Kling im Talk Wo geht's zur Zukunft.

Das Ziel des Festivals ist es, direkt gemeinsam zu gestalten. Neben Vorträgen von namhaften Speaker:innen gibt es deshalb auch viel Raum zum Mitmachen. Im sogenannten Schwarm-Raum werden mit dem Publikum Lösungen für die Bereiche Bildung, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit gesponnen und diskutiert. Auch auf das Public Coaching mit der Executive Coach Nora Dahlström freut sich Saskia Sefranek: „Sie geht live mit dem Publikum ins Coaching und wird dabei praxisnah zeigen, welche Leadership Skills es braucht, um Zukunft zu gestalten.”

Kommen Sie zum AckerFestival  

Beim AckerFestival in Berlin treffen Ideengeber:innen auf Macher:innen und Herausforderungen auf Lösungen. Es reicht uns nicht zu diskutieren – wir wollen etwas verändern: in der Ernährung, auf dem Schulhof, in der Wirtschaft und auch im Bundestag.

Zu den Tickets

Eine nachhaltige Zukunft säen 

In einer Zeit, in der Klima- und Biodiversitätskrise auf der einen und Gesundheitsprobleme auf der anderen Seite drängende Herausforderungen darstellen, setzt Acker e.V. auf einen einfachen, aber wirksamen Ansatz: Die Hände in die Erde stecken und damit den Gemeinschaftssinn und die eigene Selbstwirksamkeit stärken.

Die Erfahrungen des Acker-Teams zeigen: Wer einmal gespürt hat, wie viel Arbeit, Zeit und Liebe in einer selbstgezogenen Karotte steckt, der wirft sie nicht so leicht weg. Und wer erlebt hat, wie bereichernd gemeinsames Gärtnern sein kann, trägt dieses Gemeinschaftsgefühl auch in andere Lebensbereiche. Und eins ist klar: Die großen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur gemeinsam beackern.

Das Bild zeigt zwei Menschen, deren Gesichter nicht zu sehen sind, wie sie im Gemüsebeet Gemüse ernten. Eine der Personen schneidet gerade die Wurzel einer Pflanze ab.

Hier geht es um weit mehr als nur Gärtnern: Acker e.V. stärkt das Bewusstsein für unsere Lebensmittelproduktion und die Selbstwirksamkeit.

#ZusammenBesser

Im Rahmen der Aktion #ZusammenBesser stellen die Bürgerwerke Vereine vor, die mitmachen. Weil wir genau diese ermutigenden Geschichten von Engagement und Zusammenhalt – oder einfach: von Energie in Gemeinschaft – in herausfordernden Zeiten so dringend brauchen.

Sind Sie selbst ehrenamtlich aktiv oder kennen einen Verein, für den unsere Aktion interessant sein könnte? Dann leiten Sie unsere Infos zur Aktion gern weiter oder tragen Sie sich als Vereinsvertreter:in direkt auf unseren Aktionsverteiler ein. Alle Infos zur Aktion und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:

Ann-Sophie Henne

Ann-Sophie Henne

Journalistin, Autorin, Podcast-Host, Speakerin

Hat im Studium das Projekt nachhaltig.kritisch mitgegründet. Fokussiert sich darauf, wie eine klimagerechte Transformation gelingen kann. Sie liebt, wenn ein Satz nicht nur wissenschaftlich korrekt ist, sondern auch schön klingt. Seit sie mit ihrem Hund Mara täglich Zeit im Wald verbringt, ist ihre Resilienz um schätzungsweise 130 % gestiegen.