Verstehen

Wie Strompreise entstehen und was das für Sie bedeutet

Immer wieder erreicht uns die Frage, wie der Strompreis zustande kommt und weshalb beispielsweise der lokale Grundversorger aktuell günstiger – oder auch deutlich teurer – als die Bürgerwerke anbietet. Daher erläutern wir Ihnen in diesem Beitrag, wie teilweise weit auseinander liegende Preise entstehen.

Laura Zöcklervon Laura Zöckler
20.11.2024

Die Preisunterschiede zwischen verschiedenen Anbietern sind mal größer und mal kleiner, aber trotzdem immer da. Das liegt an verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel dem Zeitpunkt der Strombeschaffung oder der unterschiedlichen Preispolitik der Anbieter.

Der Energiemarkt: Wie der Beschaffungszeitpunkt den Preis beeinflusst

Unterschiede in den Preisen am Markt hängen vor allem mit dem Zeitpunkt der Beschaffung zusammen. Energieversorger können kurz- oder langfristig Strom einkaufen. Beide Strategien haben Vor- und Nachteile. Bei kurzfristiger Beschaffung ist man von aktuellen politischen und wirtschaftlichen Ereignissen abhängig, da sie den Preis beeinflussen. So sind beispielsweise zu Beginn des Ukraine-Krieges die Beschaffungskosten stark gestiegen. Und sobald die Beschaffung teurer wird, sind Anbieter mit kurzfristiger Beschaffung gezwungen, die Preise zu erhöhen, weil sie sonst ihre Kosten nicht decken können.

Die Bürgerwerke bemühen sich um eine stabile Preispolitik: Um Preisschwankungen auszugleichen, beschaffen wir kontinuierlich und haben Strommengen langfristiger gesichert als andere Anbieter – übrigens ausschließlich durch direkte Lieferverträge mit den Betreiber:innen unserer Erzeugungsanlagen. Obwohl wir so einen Handel an der Strombörse vermeiden, orientieren sich auch die Preise unserer direkten Lieferverträge zum Großteil an dem Preisniveau der Börse.

Wir sind in den letzten Jahren mit einer langfristigen und damit weniger riskanten Beschaffungsstrategie gut gefahren: Als aufgrund der Energiekriese im Jahr 2022 die Marktpreise schnell sehr stark gestiegen sind, haben Bürgerwerke-Kund:innen deutlich länger von der Preisstabilität profitiert, als es bei anderen Energieversorgern der Fall war. Verträge vieler anderer Anbieter waren damals im Schnitt doppelt so teuer oder wurden von den Energieversorgern sogar gekündigt. Die Bürgerwerke hingegen konnten ihre Kund:innen jederzeit zu den zugesagten, im Marktvergleich günstigen Preisen zuverlässig beliefern.

Preispolitik: Wie mit Lockangeboten versucht wird, neue Kund:innen zu gewinnen

Auch wenn der Zeitpunkt der Beschaffung Einfluss auf den angebotenen Arbeitspreis hat, beschaffen doch alle Anbieter am gleichen Markt. Das bedeutet auch, dass sich starke Preisunterschiede nicht allein mit dem Beschaffungszeitpunkt erklären lassen. Diese liegen vielmehr an Anbietern, die unter ihren eigenen Kosten in den Markt gehen. Und genau hier kommt die Mitgestaltungsmöglichkeit für Kund:innen ins Spiel. Oder anders formuliert: Wer bekommt Ihr Geld für die Stromversorgung? Welchem Unternehmen vertrauen Sie? Und wie können Sie mit Ihrem Strombezug einen Unterschied machen?

Viele Energieversorger werben mit subventionierten Preisen: Sie machen neuen Kund:innen ein günstiges Lockangebot mit hohen Boni. Diese Angebote sind in der Regel nicht kostendeckend! Es ist im Energieversorgungsmarkt üblich, dass diese Versorger die Preise nach dem Ablauf der Preisgarantie – falls sie eine anbieten – deutlich erhöhen. Schließlich wollen sie die Verluste, die die subventionierten Angebote verursachen, wieder ausgleichen. Energieversorger, die so agieren, hoffen, dass ein guter Teil der Kund:innen die deutlichen Preiserhöhungen übersieht oder einen erneuten Wechsel vermeiden möchte. Diese Kund:innen bezahlen dann dauerhaft mehr und finanzieren den hohen Wechselbonus, den sie zu Beginn erhalten haben, rückwirkend selbst.

Wir bei den Bürgerwerken haben uns bewusst entschieden: Wir möchten das Spiel mit sehr hohen Boni nicht mitspielen. Stattdessen möchten wir der Versorger sein, für den sich Menschen bewusst entscheiden, weil sie Vertrauen haben, dass wir sie dauerhaft – und eben nicht nur während einer Erstlaufzeit – sicher, preislich fair und mit Energiewende-Wirkung versorgen. Das schließt ein, dass wir keinen Preiskampf bis zum letzten Hemd führen. Weshalb ist das so wichtig? Es erlaubt uns, die 0,5 Cent Wirkungsförderung je verbrauchter Kilowattstunde zu garantieren sowie planvoll und sicher für alle Bürgerwerke-Kund:innen zu handeln. Weil uns das so wichtig ist, können und wollen wir nicht der günstigste Anbieter sein.

Denn was Sie als Kund:in bei den Bürgerwerken mitfinanzieren, ist etwas ganz anderes: Mit uns unterstützen Sie jeden Tag engagierte Menschen in ganz Deutschland. Mit jeder verbrauchten Kilowattstunde fördern Sie die Arbeit von über 125 Bürger-Energiegenossenschaften. Diese machen das, was große Energieversorger nicht tun: Sie beteiligen Menschen direkt an Bürgerenergie-Projekten und bringen damit die Energiewende voran – auch in Ihrer Region.  

Netzentgelte: Weshalb es bei uns regional unterschiedlichen Preise gibt 

Beschaffungszeitraum und Preispolitik bestimmen den Strompreis. Doch es gibt noch eine weitere Komponente, die eine zentrale Rolle spielt: die Netzentgelte. Sie werden regional durch die örtlichen Netzbetreiber festgelegt und können daher in jedem Netzgebiet unterschiedlich sein. Deswegen unterscheidet sich bei uns der Arbeitspreis pro Kilowattstunde für Bürgerstrom sowie BürgerÖkogas von Region zu Region. Entsprechend können wir keine allgemeine Aussage über unseren Preis im Vergleich zu Anbietern machen, die einen bundesweit einheitlichen Preis anbieten und dies durch eine Art Quersubventionierung beziehungsweise Verrechnung zwischen teuren und günstigen Netzgebieten ermöglichen. Denn wir bei den Bürgerwerken haben uns entschieden, nur die tatsächlich für die Belieferung der jeweiligen Kund:innen anfallenden Kosten an diese weiterzugeben.

Unser Angebot: Welche Tarife für unsere Kund:innen zur Verfügung stehen

Aufgrund der jeweiligen Produktmerkmale – wie Preisgarantie, Mindestvertragslaufzeit oder Kündigungsfrist – können unsere verschiedenen Tarife unterschiedlich teuer sein. Die längere Vertragslaufzeit in Bürgerstrom fix bietet beispielsweise nicht nur den Kund:innen, sondern auch uns als Versorger mehr Planungssicherheit. 2025 werden wir den neuen Tarif Bürgerstrom flex anbieten, der Strompreise zum aktuellen Marktwert bietet, sodass Kund:innen mit einem intelligenten Messsystem in Zeiten mit viel Wind- und Sonnenenergie sparen können.

Die verschiedenen Tarife stehen allen Bürgerwerke-Kund:innen offen: So können Kund:innen mit einem bestehenden Bürgerstrom fair-Vertrag in unserem Tarifwechsel-Tool nachschauen, ob sie lieber in einen anderen Tarif wechseln möchten. Mehr Informationen finden Sie auf dieser Seite.

Übrigens: Interessierte, die einen neuen Vertrag abschließen möchten, finden in unserem Bürgerstrom-Tarifrechner stets die aktuell für Neukund:innen verfügbaren Tarife.

Laura Zöckler

Laura Zöckler

sorgt für einheitliche Kommunikation

Macht seit 2010 Energiewende in Bürgerhand. Sie kümmert sich bei uns darum, dass alle Teams konsistent, verständlich und korrekt nach außen kommunizieren können. Dazu koordiniert sie Projekte sowie Prozesse, schreibt und korrigiert Texte – und vertritt die Bürgerenergie auch mal auf einem Podium oder in einem Podcast.